Die Komik des Normalen

Autor: Ninette Kraunus
Entstehungsjahr: 2000/2001
Länge: 49 Min.
Videoformat: DV
Veröffentlichung:GfkF 2002

Der Film entstand als Teil einer Magisterarbeit am Seminar für Volkskunde in Göttingen und beinhaltet die Auseinandersetzung mit einer besonderen Form des Straßentheaters. Vier Akteure und eine Akteurin des professionellen Hamburger Ensembles "Scharlatan Theater" erklären ihre Spielform, die auf den Elementen Humor, Improvisation und Provokation basiert. Durch die Wichtigkeit dieser Eigenschaften als Grundpfeiler des Spiels wird der Unterschied zwischen Theater auf der Straße und Straßentheater verdeutlicht.

Nicht sofort als theatrale Figuren zu erkennen, verrichten zwei ungewöhnliche "Straßenkehrer" auf eine ungewöhnliche Art und Weise ihre Arbeit in einer Fußgängerzone in Hamburg. Das Ausbrechen aus den alltäglichen und erwarteten Verhaltensweisen erzeugt zunächst Aufmerksamkeit und führt dann zu Interaktionen und Konflikten mit Passanten und Passantinnen. Sobald sich durch die Ansammlung von stehenbleibenden Menschen ein Spielort etabliert hat, mischen sich zwei skurrile "Franzosen" in das Geschehen ein. Den Höhepunkt erreicht das Spiel als die Insassen eines schwarzen Mercedes, eine "Opernsängerin" und ihr "Chauffeur", in der Fußgängerzone auftauchen mit der Absicht in ihrer Nobelkarosse durch die angesammelte Menschenmenge zu fahren.

Der Film lebt von dem Wechsel zwischen Interviewsequenzen und Spielszenen. Parallel zum eigentlichen Agieren reflektieren die Schauspieler ihr Selbstverständnis. In Abgrenzung zur Wahrnehmung der Straße in anderen Kulturen findet eine Auseinandersetzung mit dem Raum Straße in Deutschland und den Menschen auf der Straße statt. Der direkte Kontakt zu den Personen auf der Straße und die damit verbundene notwendige Improvisation ermöglichen den Protagonisten auf spielerische und humorvolle Weise ein Zerrbild ihres jeweiligen Gegenübers zu kreieren, die Anonymität der Straße für einen bestimmten Zeitraum aufzubrechen und den Involvierten einen Spiegel ihrer gewohnten Verhaltensweisen vorzuhalten.